Weinbau in Hörersdorf

  

Weinbau: allgemein

 

Früher war Hörersdorf ein Bauerndorf, von dem aber nur mehr zwei Vollerwerbsbetriebe übrigblieben sind.  Weinbau, besonders Rotwein, wurde früher (bis in die 1960'er Jahren) sehr stark betrieben.

 

Aber auch diese Tätigkeit ist in den letzten Jahrzehnten sehr stark zurückgegangen, und spielt mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Weinbaufläche beträgt lediglich nur noch ca. 3 ha. und der Weinbau (heute: ca. 90 % Weißwein, ca. 10 % Rotwein) wird großteils nur noch für den Eigenbedarf betrieben.

 

Die Weingärten sind größtenteils mit den Sorte "Grüner Veltliner" bepflanzt. Weiters finden sich bei den Weißweinen "Welschriesling", "Rheinriesling",  "Müller Thurgau", "Frühroter Veltliner" und  "Weißburgunder".  Bei den Rotweinsorten gibt es hauptsächlich Zweigelt und Blauburger.


Das damalige Baumaterial für Presshäuser war ungebrannter Lehm. Dieser wurde zu gleich großen Ziegeln geformt, die dann luftgetrocknet. 

 

Eine weitere Bauart der Presshäuser war die "Wuzelmauer": Man vermischte Lehm mit gehackten Stroh und Grannen (Gräten)  und zog mit diesem "G'hack" eingeschoßige Mauern auf.

 

Ohne Maßband, ohne Wasserwaage ohne Abziehlatte!

 

Erst Anfang des 20. Jahrhundert verwendete man gebrannte Ziegel vom benachbarten Ziegelofen in Frättingsdorf.

 

Aussenputz: Auf Lehmmauerwerk wurde Lehmputz aufgebracht. Auf Ziegelmauerwerk wurde ein einlagiger Kalkmörtelputz 

ohne sogenannte Lehrfaschen aufgetragen. Dieser wurde 

mit einem „Hobel“ oder „Schwert“ ausgeglichen und mit ei- 

nem Glättbrett oder einer Kelle möglichst glattgestrichen. Die 

Fläche war weiß gekalkt. Fensterfaschen und Farbgebung wa- 

ren nur in den seltensten Fällen üblich. Fenster und Türumrah- 

mungen aus „Sicht-Ziegel“ gab es gar nicht!  

 

Der Dachstuhl wurde aus (mit einer Axt) gehackten Kanthölzer verarbeitet. Die typische Form war das Satteldach. Satteldächer wurden auch manchmal mit einem Krüppel- oder Schopfwalm ausgeführt werden. Die Dachneigungen betrug zwichen 35 – 42°.

 

Die Dachdeckung war aus Stroh, und wurde ebenfalls erst zur Jahrhundertwende (um 1900) durch Dachziegel ersetzt. 

 

Die Kellertüren sind meist 185 cm hoch und ca. 145 cm breit, sodass man mit einem großen Weinfass durch das Presshaus in die Kellerröhre gelangen konnte. Heute werden eine Höhe von max. 2m und eine Breite von max. 1,60 m toleriert. 

 

Die Kellerschlösser waren groß und schwer, ebenso der Kellerschlüssel. Vielleicht auch derhalb, damit ein Verlust beim Nachhausegehen sofort auffällt. Noch eine psychologische Bedeutung dürfte Kellerschlüssel gehabt haben: Wenn der Sohn vom Vater der riesigen Kellerschlüssel ausgehändigt wurde, dann bedeutete dies zumeist einen bedeuteten Abschnitt erreicht zu haben.

 

Kellerfenster hat es in den Kellergassen wenig gegeben. Sie waren klein mit eingemauerten Fensterstöcken und dienten eigentlich hauptsächlich der Belüftung. Im Winter wurden sie häufig mit Stroh verstopft. 

 

Die Baumpressen wurden oft zuerst gebaut und dann erst das Presshaus. Ein kleiner Beweis dafür: Auf der Baumpresse von Gerhard Baumgartner ist aus 1799 (Gravur am Hengst), aber am "Tramm" auf der Decke im Presshaus ist die Jahreszahl 1800 eingraviert.

 

Beschreibung u. Begriffserklärungen einer Baumpresse:

Baumpresse, Steinpresse oder auch Hengstpresse genannt             -           Skizze von Helmut Leierer
Baumpresse, Steinpresse oder auch Hengstpresse genannt - Skizze von Helmut Leierer

 

 

 

Geschichte des Weinbaus in Hörersdorf:

 

Der edelfreie Hofgründer Herolt aus dem Gefolge der Grafen von Formbach-Raldberg hatte sich ungefähr 1060-1075 bei seiner Villikation (curia villicalis) auf dem heutigen Standort Hörersdorf Nr. 9-12 (heute Haus Kerzendorfer, Haus Strauch, Haus Bogner u. Haus Fiby), den besten breiten Ackerstreifen (etwa Nr. 10 bis zum See) hinter dem Haus ausgesucht. 

 

1160-1210 waren die besten Ackergründe bereits vergeben. Nun begann man am Kirchfeld und "über den Schluchten" Ackergelänge urbar zu machen. Und oberhalb vom Kirchfeld wurden vom Amtmann in "Altenbergen" Weingärten eingerichtet.

 

Die Hörersdorfer haben bereits um 1200 eine zusätzliche Weingartenflur errichtet, und die Viehdrift für Schafe und Ziegen ging nun zum hochgelegenen "Gaisstall" (Riedbezeichung). In der Hexenau (ebenfalls Riede) zählte man 24 Krautgärten.

 

1242    großer Schneefall zur Weinernte

 

1263     gutes Weinjahr

 

1273     schlechtes Weinjahr, gutes Kornjahr

 

1275     fällt während der Weinlese Schnee

 

1301     herrscht im Winter eine anhaltende und ungewöhnliche Wärme. Im Jänner gibt es schon grüne Äste und doch ist das Jahr unfruchtbar - auch wird ein Komet beobachtet.

 

1306    ein heftiger Schneesturm entwurzelt Bäume und schädigt die Weingärten schwer.

 

1310    kalter und langer Winter. Das Getreide verdirbt gänzlich. A manchen Orten bekommt man selbst für Geld kein Brot. Viele essen aus Hunger in Wasser gekochtes Gras. Maikäfer in großer Zahl fressen Bäume und Weinstöcke gänzlich ab.

 

1316     erreicht die bereits seit drei Jahren anhaltende Not den Höhepunkt. Getreide ist für Geld nicht zu bekommen, es wächst kein Wein, große Viehseuche.

 

1328     wächst Wein von seltener Güte

 

1332     so fruchtbares Weinjahr, dass man die Fässer nicht aufbringen konnte

 

1337      wenig Korn und Wein - über ganz Europa verbreitet sich eine große Seuche - ein Komet ist durch mehrere Monate zu sehen 

 

1354      Überfluss an Wein und Feldfrüchten

 

1420      der mildeste bekannte Winter, der Kornschnitt findet schon im Mai statt. Die Obstbäume blühen zweimal und tragen auch zweimal Früchte.

 

1499      reiches Weinjahr: viele tranken sich zu Tode

 

1513       kam es aber zum neuen Aufschwung, insgesamt gab es damals schon wieder 76 bewohnte Häuser. Überlandäcker und neue Weingärten im Umland trugen zur Stabilisierung bei.

 

1645     Kriegshandlungen durch die Schweden - Misshandlungen der Bewohner, Flucht in den Ladenbrunner Wald und Steinmandl,  Benützung der Erdställe, viele Weingärten bleiben öde liegen; im Weinkeller von Karl Nechvatal wurde im 20 Jh. eine große Steinkugel gefunden, die lt. münldichen Überlieferungen aus dem Schweden-Krieg stammen soll.

  

1675      infolge Reif - weinarmes Jahr, die wenigen Trauben mussten aus dem Schnee geschaufelt werden

 

1681      vorzügliche Weinernte

 

1680     außerordentliche Fruchtbarkeit und eine selten gesegnete Weinernte

 

1686     wird neben 71 Häusern auch der erste grundbücherliche (!)     Weinkeller genannt. In den folgenden Generationen entstand vor allem am Westrand des Dorfes an der Kante zum Ackerland eine Kellergasse.

 

1694     heftiger und starker Reif lässt Keller und Fässer leer

 

1713     Wein-Missernte

 

1718     wächst der beste Wein seit 30 Jahren

 

1800     14. August - Schadenfeuer, das 14 Häuser, 2 Kleinhäuser, 14 Stadeln mit Fechsung und 17 Presshäuser im Oberort einäschert  (insgesamt 47 Gebäude). Vom Wirtshaus bis zum oberen Ortsende war alles eingeäschert. Es verbrannten auch alle Holzvorräte weg.

 

1805     Die Weintrauben wurden infolge frühzeitiger Kälte nicht reif: Es regnete fast ununterbrochen.

 

1806     Am 24. Juni (!) erfroren die Weingärten

 

1807     Der Winter war sehr mild; Obst, Wein, Feldfrüchte reichlich; für Wein waren zu wenig Fässer vorhanden.

 

1811     Der beste Wein seit 100 Jahren,

 

1818     sehr ergiebiges Weinjahr

 

1820     unfruchtbares Jahr, saurer Wein

 

1836     Reif und Gefrier im Mai, die Weinlese blieb ganz aus, ein "trauriges Jahr" weil wir sowenig Korn und soviele Weingärten haben.

 

1848     Bauern gehen jagen!

 

1851     Einstellung der Zehent- und Robot Gebühren 
 


 

1890     wenig und saurer Wein, Auftreten des Peronospora (Laubbrand), Ende August kein grünes Blatt mehr zu sehen. Die Bespritzung des Weinstockes mit Kupfervitriol erwies sich als vorteilhaft, doch nahmen nur sehr wenige diese Arbeit vor.

 

1893     sehr guter Wein, jene Landwirte, welche ihre Weingärten schon durch 3 Jahre rechtzeitig mit Kupfervitriol bespritzen, machten sogar eine recht gute Ernte. Jene dagegen, welche diese unterließen oder nicht rechtzeitig vornahmen, ernteten wenig und sauren Wein.

 

 

 

Weinbau heute:

 

Auch heute gibt es noch einen aktiven Weinbauverein, der immerhin noch aus 10 Mitgliedern besteht:

 

  • Karl Nechvatal (Obmann)
  • Josef Amon 
  • Herbert Böhm
  • Erich Kastner
  • Franz Rossak
  • Josef Scheiner
  • Martin Scheiner
  • Herbert Schmid
  • Karl Stubenvoll jun.
  • Josef Strobl

 

Weingarten-Besitzer sind allerdings nur noch:

 

  • Josef Amon
  • Karl Nechvatal
  • Franz Rossak
  • Herbert Schmid
  • Josef Scheiner

 

die ihren Wein großteils nur noch für den Eigenbedarf keltern bzw. bei Dorffesten ausschenken. Der Weinbauverein gestaltet in Hörersdorf jährlich Weinverkostungen und ist auch Mitveranstalter beim jährlichen ALM-Wandertag, wo sie professionell ihre Weine präsentieren.

 

 

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